Obwohl Mittelneufnach nach einem Sprachfehler klinge und in ihrer Karte nur als Gebüsch eingezeichnet sei, fand Lizzy Aumeier von der Oberpfalz in die Stauden. Organisationsleiter Karl Scheid von den Theaterfreunden freute sich über den Andrang im ausverkauften Gemeindezentrum und erklärte den ungewöhnlichen Beginn von 19.59 Uhr: „Das ist die Gedenkminute für diejenigen, die keine Karte mehr bekommen haben“.

Selbstbewusst nimmt Lizzy Aumeier von der ersten Minute an in ihrer Fülle die ganze Bühne ein– „für mehr Kulisse wäre gar kein Platz“. Dass sie selbst im Programm „Männerträume“ der größte Traum aller Männer in diesem Saal ist, daran lässt sie keinen Zweifel: Männer brauchen etwas, wo sie hinlangen können. Und sie hat Mitleid: „Ist die Hungerblondine neben dir deine Frau?“ Dabei kommt Lizzy Aumeier den ganzen Abend mit zwei Badekappen als Requisiten aus: Mit diesen versucht sie ihr vorgeschriebenes Pensum an Sport zu erfüllen, nachdem sie auf ihrem Hometrainer nur so viel Kalorien verbraucht, wie ein gut gekühltes Bier Energie kostet, um auf Körpertemperatur erwärmt zu werden. „Mit dem Spezi hier nimmst du nie ab, du brauchst ein Bier“, ist ihr Ratschlag an eine Frau im Publikum.

„Integrativ“ und „interkulturell“ wurde ihr Programm durch Tatjana Shapiro aus der Ukraine, die sie durch den ganzen Abend temperamentvoll auf dem Keybord begleitete – wie bei ihrem „Volkslied mit Imigrationseinschlag“, einem Gesang mit Bauchtanz. So konnte in Mittelneufnach auch deutsch, englisch und russisch mit Live-Übersetzung und spontanem „Feedback“ (Essen zurück) erlebt werden.

In ihrem leichten „Aufreißerkleid“ rückte Lizzy Aumeier gewisse Dinge an ihren Platz (Frau muss nicht traurig sein: ab einem gewissen Alter spart sie sich die Knieschoner) und schielt auf Daniel am vorderen Tisch: „Ich bin nicht so verheiratet, wie du denkst“.

Schließlich ist sie sich ja sicher, nie in den Himmel zu kommen: „Mein Körper passt nicht durchs Ozonloch. Obwohl – die Zeit arbeitet für mich“.

Lizzy Aumeier verschwindet nicht vollkommen hinter ihrer Rolle. Als sie von ihrem schweren Autounfall erzählt und die Spuren an ihrem Bein zeigt, ist sie authentisch – nicht ohne darauf einen derben Witz folgen zu lassen. Tanzend und singend zeigt sie selbstbewusst ihre Fülle, bis sie sich schließlich für Boris aus dem Publikum als ihrem Traumprinzen entscheidet: Er muss mit ihr die berühmte Szene aus „Titanic“ nachstellen.

Zum Schluss zeigte Lizzy Aumeier Manieren und bedankte sich artig bei „Karli“, der „das Ganze hier eingefädelt hat.“ „Blumen sind nicht das Richtige“, entschied sich Karl Scheid und überreichte den beiden Damen des Abends zwei Flaschen Hochprozentiges aus den Stauden.

Schwabmünchner Allgemeine, 22.11.2011